Tabu-Thema Inkontinenz: Kein reines Frauenthema mehr

Inkontinenz ist stets ein mit sehr viel Scham und unangenehm behafteten Gefühlen verbundenes Thema. Dabei ist diese Erkrankung keine Seltenheit und man geht schätzungsweise von 10 Millionen Erkrankten in Deutschland aus. Oft wird Inkontinenz noch für ein Frauenthema gehalten, da oft im Rahmen der Schwangerschaft und auch postpartal der Beckenboden stark überbeansprucht wird und daraus oft eine Harninkontinenz resultiert. Jedoch steigt auch die Zahl der erkrankten Männer. Oft ist hier die Dunkelziffer der Erkrankten deutlich höher, da viele Männer aus Scham oder Angst ihre Blasenschwäche verschweigen oder ignorieren.

Dabei ist bei der Inkontinenz (wie bei vielen anderen Erkrankungen auch) eine frühe medizinische Maßnahme besonders erfolgversprechend. Es gibt viele sehr gute Therapiemöglichkeiten, um das Problem schnell in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität deutlich zu steigern.

Ursachen und Formen der Inkontinenz

Die Ursachen einer Inkontinenz bei Mann und Frau sind sehr unterschiedlich. Während bei der Frau die klassischen Ursachen im Rahmen der Schwangerschaft und genereller Statik des Beckens zu suchen sind, ist es beim Mann meist im Beckenbereich und der Organe selbst zu finden. Grob lassen sich die Auslöser in operative Folgeerscheinungen wie z.B. nach einer Prostataerkrankung, neurologische Begleiterscheinungen wie bei Schlaganfall, Alzheimer oder Multiples Skoliose und psychische Belastungen unterteilen. Eine der häufigsten Ursachen beim Mann ist die Vergrößerung der Prostata!

Wir unterteilen die Inkontinenz grob in 4 Formen:

  1. Belastungsinkontinenz/Stressinkontinenz

Bei dieser Form kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust unter Belastung, sprich wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dies kann beim Heben oder Tragen von schweren Gegenständen der Fall sein, jedoch in schweren Fällen auch schon beim Husten, Niesen oder Lachen. Typisch ist bei dieser Form, dass keinerlei Harndrang mit dem Urinaustritt einhergeht. Diese Form ist tendenziell bei Frauen stärker ausgeprägt im Rahmen der Beckenbodenschwäche während oder nach der Schwangerschaft.

  1. Dranginkontinenz

Diese Form der Inkontinenz tritt bei Männern am häufigsten auf. Der Betroffene verspürt einen übermäßig starken Handdrang, der urplötzlich auftritt. Oft ist der Weg zur Toilette nicht mehr zu schaffen. Dies kann auch mehrmals in der Stunde auftreten, wobei der Füllgrad der Blase hierbei keinerlei Rolle spielt. Meistens tritt diese Form im hohen Alter auf in Folge des Elastizitätsverlustes der Blasenmuskulatur auf. Oft ist auch das Zusammenspiel zwischen Blase und Gehirn gestört, wie zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Nicht selten ist auch hier die vergrößerte Prostata als Ursache vorzufinden.

  1. Überlaufinkontinenz

Hierbei kann die Blase nicht vollständig entleert werden, wodurch Resturin in der Blase verbleibt und daher unkontrolliert entweichen kann. Meist ist hier die Verengung der Harnröhre ursächlich, was auch meist wieder auf eine Vergrößerung der Prostata zurückzuführen ist. Folglich ist diese Form deutlich häufiger bei Männern zu finden.

  1. Reflexinkontinenz

Bei dieser Form ist die Steuerung der Blasenfunktion gestört. Es liegt im Gehirn oder im Rückenmark eine Schädigung vor, die die Kontrolle über die Blasenfunktion einschränkt.

Oft sind die Belastungs- und der Dranginkontinenz in einer Mischform vorliegend, wodurch die Differenzierung hier nicht ganz so einfach ist.

Therapie bei Inkontinenz

Es gibt keine pauschale Therapie bei Inkontinenz, da jede Erkrankung durch die verschiedenen Formen und möglichen Auslöser sehr individuell ist. Generell ist sowohl Männern als auch Frauen ein angeleitetes Beckenbodentraining als Prävention anzuraten. Ein gestärkter Beckenboden kann die Belastungen im Körper besser kompensieren und einer Inkontinenz vorbeugen. Wir beraten und therapieren Sie gerne.